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Sachkultur um 1200




Waffen

waffen 1 
Die gebräuchlichen Waffen: Schild und Spiess, Schwert, Pfeil und Bogen.
Bodmer 127 216v(12. Jh.)
Schwert
Die meisten Schwerter des Hochmittelalters waren einhändig, hatten eine Gesamtlänge von 90-95 cm, einen balligen (konvexen) Klingenschliff für einen spaltenden Hieb und ein Gesamtgewicht von durchschnittlich 1, maximal 1.5 kg.Für die Zeit um 1200 kommen gemäss der Oakeshott-Typologie nur die vier Typen X (Ende Wikingerzeit bis ins 12. Jh.), Xa (11. bis zum 13. Jh.), XI (12. Jh.) und XIa (12. Jh.)  vor. Verbreitete Knaufformen waren der Pilzknauf, Paranussknauf, Pagodendachknauf und der beliebte Scheibenknauf.

schwert 1
  Das Schwert mit typischemScheibenknauf.
Bodmer 127 73r (12. Jh.)
Speer
Der Framea, war ein Speer der sowohl zum Wurf, als auch zum Stoss benutzt wurde. Er war mit einer Tülle versehen, die über den Speerschaft geshoben werden konnten und die sich blattförmig, ohne Widerhacken oder Knebel, erweiterten. Daraus enwickelte sich der "gemeine Spiess" für das Fussvolk. Er besass einen Durchmesser von 4.75cm bis 5cm und war nur wenig länger als der Krieger.
Der Ango dagegen war ausschliesslich zum Wurf bestimmt. Typisch für diesen Wurfspeerwar das relativ kleine, fast pfeilförmig gebildete Blatt. Auf dem Schaft wurde er ebenfalls mit einer Tülle befestigt, zuweilen aber auch mit einer Angel in den Schaft eingelassen. Dieser Speer sollte so in den Körper des Feindes eindringen, dass er nicht mehr oder nur nach schweren Verletzungen, herausgezogen werden konnte. Um die Mitte des 12. Jh. verschwand der Wurfspeer aber allmählich aus den Heeren der Deutschen und Franzosen. Nur die Italiener führtem ihn noch häufig und nicht ohne Erfolg.
Die Flügellanze wurde hauptsächlich zum Stoss geführt. Ihr Name stammt von zwei waagrechten Knebeln, oder Flügeln, die rechts und links der Tülle in einer Ebene mit dem Blatt angebracht waren. Sie sollten dazu dienen, dass die Flügellanze beim Stoss nicht zu tief in der Körper des Gegners eindringen Konnte. Denn besonders für einen Reiter konnte es fatal enden, wenn seine Waffe nicht schnell genug aus dem Körper des durchbohrten Feindes löste. Das Blatt der Flügellanze konnte verschieden geformt sein. Entweder in Form eines langgezogenen, gleichschenkligen Dreiecks oder blattförmig wie bei einer Framea. Der Durchmesser betrug ca 4.5 cm und war bis zu 5m lang. Sie wurde unter dem Arm geführt.
Zu Beginn des 13. Jh. begann man dem Spiess eine erweiterte Verwendung durch Beigabe von Beil und Hacken zu geben und denselben zur Helmbarte zu gestalten.
 
Schild
Das Jahr 1200 fällt in die Übergangszeit, in der sich aus dem Normannenschild der Dreiecksschild entwickelte. Die Schilde waren oben abgeflacht, gewölbt und reichten vom Boden bis zur Hüfte. Sie sind aus Planken aufgebaut, welche seitlich verleimt waren und mit Pergament überzogen. um 1200 bildete sich die Sonderform eines gedrungenen Dreiecksschildes heraus, der nach wie vor - oder erneut- abgerundete Oberecken aufwies. In der Folgezeit finden sich sowohl in der um 1200 datierten Eneît-Handschrift als auch auf etlichen Reitersiegeln Darstellungen dieser Schildform. Etwa ab der Mitte des 12. Jh. wurde damit begonnen, die ritterlichen Schilde mit dem Wappen des Trägers zu bemalen. Dazu wurde direkt auf das Pergament ein Kreidegrund aufgetrage, welcher dann bemalt wurde. Der Kreidegrund konnte entweder glatt aufgetragen oder in hohem Relief gearbeitet sein. Diese als sogenannte Engobage bezeichnete Technik war während des 13. Jh. über ganz Europa als Zierverfahren für Schilde verbreitet.
 
schild 1
Schild mit Innenansicht und diverse Flügellanzen.
Cod. Guelf. 1 Gud. lat. (Lambert von Saint-Omer Liber floridus 15r (12. Jh.)
Pfeil und Bogen
Unser Wissen über bogen und Pfeile aus dem Hochmittelalter ist sehr gering. In den schriftlichen Quellen ist nichts über ihre technischen Aspekte zu finden, sondern nur über ihren Gebrauch in vielen berühmten Schlachten. Archäologisch gesehen sind es fast ausschliesslich Funde von Pfeilspitzen, die von der Anwendung der Waffe berichten. Doch diese sind schwer von Armbrustbolzenspitzen zu unterscheiden, die in jeder Hinsicht das Bild verwirren.
Es gibt keinen Zweifel dran, dass im Mittelalter verschiedene Bogentypen in Gebrauch waren, aber die Funde sind verschwindend wenige, inbesondere in Dänemark.
England entwickelte den Bogen im Laufe einiger Jahrhunderte zur Perfektion. Im 13. Jh. war der gefürchtete englische Langbogen Realität, und er wurde erst nach dem Jahr 1600 vom Militär nicht mehr verwendet. Aber obwohl vielleicht Millionen von Bogen gebaut worden sind, wurde nur ein einziger Bogen aus dem 13. Jh. gefunden. Im Jahre 1545 sank bei Portsmouth die "Mary Rose", ein vollausgerüstetes Kriegsschiff. In den 70er und 80er Jahre wurden unter anderem Massen von Bogen und Pfeilen geborgen. Die "Mary Rose"-Bogen sind klassische Langbogen für den Krieg. Die verschiedenen Pfeile sind ebenso Kriegspfeiel. Selbst wenn diese Bogen und Pfeile aus deder Zeit sind, da die Waffen bereits aus der Mode kamen, kann man annehmen, dass sie mitten im 13. Jh. auch so aussahen. Man sollte den Langbogen des Mittelalters nicht mit dem traditionellen englischen Langbogen verwechseln. Sie haben viel gemeinsames, aber unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Der Mittelalterbogen biegt sich im Griff, wenn er ausgezogen wird. Das macht der traditionelle englische Bogen nicht. Er hat eine steife Griffsektion. Der Mittelalterbogen war aus Eibe gebaut, aber es ist nicht falsch, anzunehmen, das auch Ulme benutzt wurde. Die Pfeilschäfte des Mittelalters waren Kiefer, Esche, Espe, Birke u.ä. hergestellt.
 

Keulen

Die Keule ist die älteste und einfachste Waffe des Menschen. Bereits im frühesten Mittelalter wurde sie mit geschnitzten Verzierungen von hervorragenden Persönlichkeiten getragen und entwickelte sich zum Feldherrnstab. Aus dem 12. Jh. stammen die ersten einfachen Streitkolben.

Streitaxt
War unter den Merowingern die kleine Streitaxt Franzisca, eine Wurfwaffe, welche 10-12m vom Feind entfernt in dessen Reihen flog, so erscheint Ende des 11. Jh. die langstielige Axt mit konvexer Beilschneide als Hiebwaffe, mit der das Fussvolk zuerst in die feindliche Front eindrang. Eine ausschlaggebende Bedeutung hat aber die Streitxt nur als Waffe des Fussvolkes und bei den Vökern des Nordens erhalten. Zu Beginn des 13. Jh. begann man auch die Streitaxt am Rücken mit einem hammerartigen Ansatze, einem spitzen Stachel oder einem schnabelförmigen Hacken zu versehen.

axt 1      axt
                      2
                                        Ein Hirte mit Axt.                                                                   Eine Axt zum Reben fällen.
                                                        Bodmer 30 7v (1200)                                                                     Stiftsbibliothek Engelberg Codex 14 68v (1143-1178)

Gambeson
Über den Gambeson herrscht viel Verwirrung, nicht zuletzt wegen der Terminologie. Umgangsprachlich wird jede gefütterte Jacke als Gambeson bezeichnet. Man sollte aber zwischen einem reinen Textilpanzer, der ohne Kettenhemd, und dem dünnen, welcher unter dem Kettenhemd getragen wurde unterscheiden. Für die Gambeson aus dem Spätmittelalter gibt es viele Belege, diese bestehen aus vielen Lagen abgestepptem Leinen und dienten dem Schutz vor Pfeilen. Aber aus der früheren Zeit, gibt es keine Fundstücke. Einzig Bilder und Hinweise aus Texte, so z.B.:

"Als sich im Jahre 926 die Kunde vom Herannahen der Ungarn im Kloster St. Gallen verbreitete, bewies der damalige Abt Engilbert Führungsqualitäten: Er ließ eine Fluchtburg errichten und Waffen und Schilde improvisieren. Dann legte er einen Panzer unter seiner Kukulle an und befahl seinen Brüdern, es ihm gleich zu tun. So fertigten sie Panzer aus Filzstoffen an."

Ekkehardi IV (Kap 51):
Casus Sancti Galli. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1980 (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters) (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 10)


“Neben Panzern, die, (...), aus Leder oder Horn bestehen konnten und alternativ zu den eisernen getragen wurden, gab es starke Gewänder aus Filz oder wattiertem, gestepptem Stoff, die ebenfalls als Rüstung dienten. (...) Die (griechisches Wort) waren also nichts anderes als verstärkte Filzkleider oder Filzdecken, die oft auch einen Stich oder Hieb standhalten konnten. (...) sollten nur bis zu den Knien reichen. Sie hatten kurze breite Ärmel, (...)  Sie waren aus einer Mischung aus Baumwolle und (offensichtlich minderwertiger) Seide zusammengesetzt, eine Verbindung, die wahrscheinlich vor allem wegen ihrer Dicke besonders widerstandsfähig war. Sie dürften gefilzt, gesteppt oder wattiert gewesen sein.”

Byzantinische Waffen, Taxiarchis G. Kolias, Verlag der östereichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1471-0


Auch über die Dicke dieser Panzer wird eine Aussage gemacht. Sie sollen ca. 4cm stark gewesen sein. (Ahketon = al Q´tun = aus Baumwolle)

Kettenhemd
Eines habe alle Kettenhemde gemeinsam: Sie bestehen aus vernieteten oder verschweissten Ringen. Kettenhemde in dieser Form gibt es seit dem 11.Jh.  Um 1200 wurden sie am Hals eng anliegend und knielang getragen. Darunter ist das leinene oder seidene Wams sichtbar. Die Ärmel reichen bis zu den Fingerspitzen, hatten also angeheftete Fausthandschuhe. An den Beinen wurde ebenfalls ein Kettengeflecht getragen, welches sackartig über die Füsse bis zum Knie angezogen wurde. Nur die Handflächen, Fusssohlen, Achselhöhlen und Sitzfläche blieben frei. Ende des 12. Jh. kam eine neue Rüstung auf: den Treillie (armure treslice) Die bestand aus zweimal gesottenem Leder, auf welchen Lederstreifen mit aufgefädelten Ringen quer angenäht wurden. Dieser blieb bis ins 14. Jh. in Gebrauch.

soldat 1
Ein Soldat im Kettenhemd und Nasalhelm, mit Schwert und Schild.
Bodmer 127 98r (12. Jh.)
Handschuh
Im 11. Jh. wurden noch gefingerte Handschuhe aus dickem Leder, mit kaum 5cm breiten Stulpenansätzen getragen. Gegen Anfang des 13. Jh. als das Kettenhemd aus mit Ringen bedeckten Schnüren in Gebrauch kam, waren die Ärmel vorn geschlossen, die Hände steckten wie in einem Sack, nur die Innenflächen derselben blieben von der Ringdecke frei, so dass an dieser Stelle die Lederfläche sichtbar blieb.Eine Bewegungsfreiheit besass nur der Daumen, welcher eingeschnitten war, um Spiess und Schwert anfassen zu können. In Frankreich erscheint im 13. Jh. der "gagnepain", ein mit Eisenplättchen verstärkter Lederhandschuh. Am Ende des 13. Jh. schnitt man die plumpen,m sackartigen Enden von den Ärmeln und steckte die Hände in gefingerte Handschuhe von starkem Damhirschleder mit Stulpen. In Gefechten pflegte man diesselbe noch mit einem Stück Rindsleder zu belegen, das von der ersten Knöchelreihe bis an den Ellenbogen reichte und an der inneren Armfläche zusammengeknöpft wurde.

Helm
Den typischen "Normannen"-Helm, aus einem Stück getrieben und mit Nasal trifft man bis ins 13. Jh. an. Auch der einfache Eisenhut wurde oft getragen. Der Eisenhut verschwindet erst um die Mitte des 16. Jh. Gegen Ende des 12. Jh. entwickelten sich die ersten Topfhelme. Der Helm wurde zylindrisch und so umfangreich, dass er nun nicht mehr auf der Stirn sitzt, sondern aufgestülpt werden muss. Das einem Türchen gleich sich öffnende Visier war vorn aufgetrieben, um das Atmen zu erleichtern und besass zum Ausblick ein Drahtgitter oder auch nur einen einfachen Sehspalt. Der Helm wird über die Kettenhaube und eine kleine Hirnhaube oder einen gepolsterten Ring getragen und im Nacken am Kettenhemd mittels Bändern an das Kettenhemd genestelt. Gepolstert wurde er mit Leinen, Leder und Pferdehaaren. Um ein aufheizen des Helmes durch Sonnenschein zu verringern, wurde oft eine Helmdecke getragen. Gegen Ende des 13. Jh. werden die Scheitelplatten konisch und selbst der ganze Helm wird zuckerhutförmig gebildet, die Wand erhält im Nacken eine leichte konkave Einbiegung.

Schwertscheide

schwertscheide 1
Schwertscheide mit typischer Wicklung.
Ingeborg psalter folio 55




Quellen:
- Thomas Laible: Das Schwert. Wieland 2006. ISBN 978-3-938711-05-7
- Michael Störmer: Rüstkammer. Zirndorf . ISBN 3-925698-46-9

- Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Leiptzig . ISBN 3-8262-0212-0
- Jan Kohlmorgen: Der Mittelalterliche Reiterschild. Michelbach 2002. ISBN 3-935616-10-4
- Flemming Alrune u.a.: Das Bogenbauerbuch. Ludwigshafen 2001. ISBN 3-9805877-7-0






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